Der Nationalpark Tortuguero ist bekannt als Schutzgebiet für die verschiedenen Schildkrötenarten Costa Ricas. Das gleichnamige Städtchen, das den Eingang zum Nationalpark bildet, ist nur mit dem Flugzeug oder mit dem dort gängigen Hauptverkehrsmittel – dem Boot – erreichbar. Dies geht über das Meer, beispielsweise von Limon aus. Aber ein Abenteuer an sich ist schon die Anreise von La Pavona aus. Es handelt sich um eine Landungsstelle am Rio Suerte, von der aus regelmäßig Boote nach Tortuguero fahren. Es gibt öffentliche Fähren, aber wenn man vorab im Ort Tortuguero eine Unterkunft gebucht hat, wird von dieser oft schon ein Fährdienst vorinformiert. In unserem Fall wurden wir schon am Parkplatz von einem jungen Mann begrüßt, der wusste, wo wir hinwollten und der uns die Tickets für die nächste Fähre verkaufte. Wir hatten den Eindruck, dass es regelmäßig Boote gibt, aber gegen 16:30 ist dann Schluss, da ab einem gewissen Zeitpunkt aufgrund der Dunkelheit die Navigation durch den engen Fluss schwierig wird. Von daher rechtzeitig da sein und bedenken, dass die Anfahrt gerne etwas länger dauern kann, als irgendwelche Navigationssysteme ankündigen.


Die Anfahrt mit dem Boot dauert etwas über eine Stunde und führt zunächst durch den engen, sich mit vielen Windungen durch die Landschaft schlängelnden Rio Suerte. Man kann verschiedene Echsen am Ufer sitzen sehen und mit etwas Glück auch einen Kaiman entdecken. Die Windungen sind so eng und das Wasser so flach, dass die Boote nur schwer durchkommen. Unser Boot blieb zwischendurch sogar auf einer Sandbank hängen und wurde dann von der Begleitperson wieder herausgeschoben. Nach etwa der Hälfte der Strecke erreicht man die in verschiedene Arme und Windungen eingeteilte Lagune. Die Stadt Tortuguero liegt auf einem schmalen Landstreifen mit dem Kanal auf der einen und dem Meer auf der anderen Seite. Wenn man wie wir eine Unterkunft direkt am Kanal gebucht hat, erleichtert das die Anreise enorm, denn man wird dann von dem Boot mit seinem Gepäck direkt am Steg des Hotels herausgelassen. Das Casa Marabella, in dem wir wohnten hat zudem eine sehr schöne, zum Kanal hin gelegene Terrasse, auf der man herrlich sitzen kann.
Das Städtchen selbst ist überschaubar und hat trotz der dominanten touristischen Infrastruktur mit Restaurants, Pizzerien, Tourenanbietern und dem Supermarkt eine eher ruhige Atmosphäre. Das Meer ist sehr schön und lädt zum Baden oder zu einem Strandspaziergang ein. Man kann vom Ort aus direkt auf einem Weg in den Nationalpark laufen und dort Affen, Tukane und andere Tiere sehen. Doch ist dies kein Vergleich zum Cahuita Nationalpark. Da wir dort mit sehr vielen Tierbegegnungen verwöhnt wurden, war es hier eher überschaubar. Nicht vergessen: man sollte vorher unbedingt Online eine Zugangsberechtigung/einen Eintritt für den Tag kaufen. Diese wird auch für die geführten Bootstouren benötigt.


Wenn man den Nationalpark erleben möchte, dann besser vom Wasser aus. Man kann sich im Ort ein Kanu leihen oder an einer der zahlreichen geführten Touren teilnehmen. Wir hatten uns für eine der sehr frühen Morning-Touren entschieden, die um 6:30 Uhr starten. So hat man gleich einen Führer dabei, der trainiert ist die Tiere zu finden und der zu der Tierwelt, dem Nationalpark und den Menschen dort viel erzählen kann. Wir sahen auf unserer Tour Tukane und jede Menge anderer Vögel, Iguanodons, Basilisken und Kaimane. Spannend waren zudem die Ausführungen unseres Führers. Er berichtete uns aus den Zeiten, als viele Menschen aus dem Ort noch Schildkröten und andere Tiere aus der Umgebung jagten und aßen. Dabei reflektierte er, wie langsam durch Bildung und Erziehung ein Wandel in der Einstellung erfolgte, hin zum Schutz der Flora und Fauna. Stolz erzählte er vom Engagement vieler Einwohner für den Nationalpark und die Schildkröten. Problematisch bleiben allerdings die Probleme mit Wilderern in manchen Bereichen. Spannend waren seine Berichte über (glimpflich ausgegangenen) Begegnungen mit den hier heimischen Jaguaren und den teilweise unlauteren Methoden bei dem Erwerb privater Flächen durch staatliche Angestellte, und vieles mehr. Wir haben hier und an anderen Stellen immer wieder festgestellt, dass es sich lohnt für Hintergründe Interesse zu zeigen und nachzufragen. Dann werden die Touren erst richtig interessant.





Der absolute Höhepunkt eines jeden Tortuguero Besuchs ist aber eine geführte Schildkrötentour. Von etwa Mai bis September können Schildkröten bei der nächtlichen Eiablage beobachtet werden. Danach können im September und Oktober die jungen Schildkröten beim Schlüpfen beobachtet werden. Dies alles ist nur im Rahmen einer geführten Tour erlaubt, und dies ist auch gut so. Denn die Führer erzählen nicht nur viel über diese beeindruckenden Tiere, sie achten auch darauf, dass sich die Störung auf ein Minimum beschränkt und die Schildkröten auch zur Eiablage kommen und nicht vorher gestört werden und unverrichteter Dinge wieder im Meer verschwinden. Es kann auch sein man hat Pech und an einem Abend wird keine Schildkröte gesichtet oder eine der besonders seltenen Arten kommt zur Eiablage – dann wird der Strand komplett gesperrt und man darf gar nicht beobachten.
Wir hatten Glück und konnten eine über ein Meter große Grüne Meeresschildkröte bei der Eiablage beobachten. Im Halbdunkel der roten Taschenlampe unserer Führerin konnte wir sehen, wie die Schildkröte unzählige Tischtennisball große Eier in das zuvor gegrabene Loch legte. Den Vorgang des Grabens selbst darf man nicht beobachten, da die Schildkröte wieder im Meer verschwindet, wenn sie sich dabei gestört fühlt. Danach konnten wir sehen, wie sie die Eier mit Sand bedeckte und mit einer ungeheuren Kraft, die wir ihr nicht zugetraut hatten, die Grube mit starken Flossenschlägen weiter mit Sand tarnte und zurück ins Meer kroch, um im Sternenlicht in den Wellen zu verschwinden. Es war ein erhabenes Gefühl, dass uns schweigend und ergriffen zurück ließ.
Bilder davon können wir leider nicht zeigen, da fotografieren verboten ist. Alles ist darauf ausgerichtet, die Schildkröten nicht zu stören.
Am nächsten Morgen genossen wir nochmals ausführlich das Frühstück auf unserer schönen Terrasse, erledigten letzte Einkäufe auf der hinter dem Hotel liegenden „Hauptstraße“ bevor uns das Transportboot um 10.40 Uhr pünktlich abholte und uns zuverlässig durch die Dschungelstraße zurück zum Hafen brachte. Dort verstauten wir unser Gepäck im Auto und machten uns auf nach La Fortuna, dem nächsten Ziel auf dieser Reise. Was wir da alles erlebt und gesehen haben, erzählen wir euch in unserem nächsten Bericht.

Wieder ein Erlebnis den Bericht zu lesen.
Wunderschöne Bilder…und wie immer toller eindrucksvoller Bericht. Schade…heute noch nichts Neues. Freue mich schon auf Morgen!
LG Ulrike und noch eine schöne Zeit.