Das wir auf dem Rückweg von Costa Rica noch einen Stop-Over in Los Angeles einlegten war dem Zufall geschuldet, beziehungsweise wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Der günstigste Flug zurück war eigenartigerweise über Los Angeles. Doch durch das Umsteigen und die Wartezeit wäre der Rückweg ungemein lange geworden. Der Preis blieb jedoch der gleiche, wenn wir einfach aussteigen und einen Stop-Over einlegen würden. Und so entschieden wir uns für diese Variante und gewannen damit einen neuen, letzten Reiseabschnitt und hatten einen nicht mehr so langen Rückweg am Stück. Zumal uns dies die Möglichkeit bot, den Kindern Los Angeles und das Hinterland zu zeigen, was auch diese sehr begrüßten.
Los Angeles ist ein gigantischer Moloch mit gigantischen Freeways, die bis zu acht Spuren je Fahrtrichtung haben – auf denen sich dennoch oft Stau bildet. Von unseren vergangenen Reisen hatten wir diese Stadt, von Ausnahmen abgesehen, als nicht sonderlich schön in Erinnerung. Daher beschränkten wir unseren Besuch auf wenige Stopps. Dabei muss man jedoch bedenken, dass durch die schiere Größe der Stadt auch diese wenigen Stopps einiges an Zeit beanspruchen. Mit unserem neuen Mietwagen fuhren wir zunächst zum Venice Beach. Die Parkplatzsuche dort war nervenaufreibend. Die Parkplätze verlangten 20 $ Parkgebühren – für uns zu viel für einen kurzen Stopp. In einer der dahinter liegenden Straßen fanden wir dann aber einen kostenlosen Platz am Straßenrand. Wir standen direkt hinter den LA Canals, einer wunderschönen Wohngegend an kleinen Kanälen, die dem Ganzen das Flair von Amsterdam verleihen.
Am Venice Beach verschafften wir uns vor allem rund um den Muscle Beach einen Überblick über das Strandleben. Viel verändert hatte sich seit unserem letzten Besuch vor über 20 Jahren auf den ersten Blick nicht. Vorne am Strand tummelten sich die Sonnenanbeter und Wasserratten, auf dem anliegenden Radweg fegen Fahrradfahrer und Skater die Piste entlang und dahinter das trubelige Leben aus Musikbands unterschiedlichster Qualität, Verkäufer von Bildern und Nippes, Tattoo-Studios und T-Shirtläden und mehr. Und im Open-Air Fitness-Studio „Muscle Beach“ zeigen (Möchtegern-) Muskelprotze was sie können. Hier trainiert nur, wer auch gesehen werden möchte. Doch wie auch in New York waren wir betroffen von den hohen Preisen und fragten uns, wie ein durchschnittlicher Amerikaner bei diesen Kosten über die Runden kommen kann.




Von dort fuhren wir weiter durch die Stadt nach Beverly Hills und beobachteten vom Auto aus das Treiben auf der Nobel-Einkaufsstraße Rodeo Drive und die zahlreichen Villen dieser Nobel-Ecke.


Unser nächster Stopp galt jedoch Hollywood. Wieder einmal fanden wir einen kostenlosen Parkplatz in einer der Nebenstraßen und gingen von dort zu Grauman‘s Chinese Theater, um die „Open-Air-Galerie“ mit den Hand- und Fußabdrücke von hunderten Stars zu bestaunen, die sich hier über Jahrzehnte verewigt haben. Auf dem Hollywood Boulevard suchten wir dann die eingelassenen Sterne unserer Lieblingsstars. Direkt neben dem Chinese Theater liegt das Dolby-Theater, wo wir beim Durchschreiten den Geist der Oscar- Verleihung spüren konnten. Im hinteren Bereich des Highland-Shopping Centre hatten wir zudem einen hervorragenden Blick auf den berühmte Hollywood-Schriftzug, das von den dahinter liegenden Hügeln auf uns herunter blickte. Vor dem Highland Center herrschte Hollywood-Stimmung. Straßenmusiker und als Stars verkleidete Animateure sorgten für Unterhaltung und wir ließen uns etwas in dieser Atmosphäre und Stimmung den „Walk of Fame“ entlang treiben.





In Los Angeles selbst waren uns die Unterkünfte zu teuer, des Weiteren wollten wir nicht den gesamten Stop-Over in der Stadt verbringen, sondern den Kindern auch etwas von der dahinter liegenden Wüstenlandschaft zeigen. Daher fuhren wir von Hollywood aus nach Cathedral City, wo wir eine vergleichsweise günstige, geräumige und schöne Unterkunft gefunden hatten.

Den darauf folgenden Tag widmeten wir vor allem dem Joshua Tree Nationalpark. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher nach Pioneertown. Schon die Fahrt durch die Wüstenlandschaft dorthin war beeindruckend – vor allem im Vergleich zu den üppigen Regenwäldern, die uns die letzten drei Wochen begleitet hatten. Ähnlich wie Old Tucson wurde mit Pioneertown eine Filmkulisse für Westernfilme erschaffen und dafür eine kleine typische Westernstadt aufgebaut. Im Gegensatz zu Old Tuscon und anderen ähnlichen Kulissenstädtchen muss hier jedoch kein Eintritt bezahlt werden. Es gibt ein paar kleinere Läden, von denen die meisten jedoch geschlossen waren. Wir schlenderten eine knappe Stunde durch den kleinen Ort, der auch heute noch gelegentlich als Kulisse für Filme oder Fotoshootings dient. Der Abstecher hierher hatte sich auf jeden Fall gelohnt.




Mit der passenden Musik – überwiegend U2 aus dem Joshua Tree Album – fuhren wir durch den Joshua Tree Nationalpark. Die Landschaft ist wirklich einmalig und mit Worten kaum zu beschreiben. Die skurrilen Joshua Trees recken sich in bizarren Formen wie ein lichter Wald nach oben, Felsformationen ragen dazwischen auf und geben den Ebenen zwischen den nackten Bergrücken etwas wie von einem fremden Planeten. Da die Hitze gerade in diesen Tagen enorm war, beschränkten wir uns auf eher kürzere Spaziergänge und kurze Kletterstopps. Am längsten war noch der Trail durch das Hidden Valley, wo einst Viehdiebe ihre Beute versteckten und mit neuen Brandzeichen versahen. Wir alle waren begeistert, aber vor allem Patrick, der früher mal im Arches Nationalpark als Volunteer-Parkranger gearbeitete hatte, war voll in seinem Element. Wir hatten sogar wieder einmal Glück mit Tiersichtungen. Neben einigen Eidechsen gesellten sich auch ein Squirrel und ein Kolibri dazu, der in einem blühenden Strauch nach Nektar suchte.




Eindrücklich ist auch der Blick vom „Keys View“ – Ausblickspunkt. Man sieht in den Nationalpark hinein, und hinunter ins Tal wo unter anderem Palm Springs und Cathedral City liegen. Der Blick war an diesem Tag vergleichsweise klar und wir konnten am Horizont sogar Mexiko erkennen.

Auch hier konnte man sehen, dass der Joshua Tree Nationalpark auf der Grenze zwischen dem Mohawe und dem California Desert liegt, die sich durch stark unterschiedliche Vegetation auszeichnen. Noch deutlicher wird dies dann bei der Fahrt zum Cholla Cactus Garden. Hier stehen Unmengen Cholla-Kakteen und Ocotillo (Fouquieria Splendens) Pflanzen, die zwar wie Kakteen aussehen, jedoch nur speziell angepasste Sträucher sind.



Am Folgetag ging es wieder zurück nach Los Angeles. Dabei kann man ein unschönes, Menschen-gemachtes Phänomen beobachten: die Luft wird braun. Durch die von Bergen umgebene Lage und die übliche Windrichtung vom Meer staut sich der ganze Smog dieses Molochs in diesem Talkessel. Nähert man sich L.A. von den Bergen oder vom Highway No. 1 aus, ist dies als braune Schlieren deutlich zu erkennen.

Wir fuhren über den Pacific Costal Highway ein kleines Stück nach Norden bis nach Malibu. Den Malibu Pier erkannten die Kinder sofort als Kulisse vieler Filme wieder, ebenso die mit Surfern gespickten Wellen am Surfrider Beach. In die andere Richtung liefen wir eine Weile am „Billionairs Beach“ entlang und betrachteten die Villen, bevor wir uns zurück auf den Rückweg machten. Leider ging es von hier aus zurück zum Flughafen und wieder zurück in die Heimat.



Sehr schöne Bilder!! Wir waren auch schon da!! Erinnerungen werden wach. Ein schöner Bericht.