„A land divided, a world united“ (Ein Land geteilt, eine Welt vereint) – so steht es am Miraflores Besucherzentrum des Panamakanals. Eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt durchtrennt Panama seit über 100 Jahren. Und nur drei Brücken sind entlang der 82 km lange Linie durch das Land dauerhaft für den Autoverkehr passierbar. Dabei ist dieser Schifffahrtsweg kein komplett ausgebaggerter Kanal, wie beispielsweise der Kanal von Korinth. Vielmehr handelt es sich um ein komplexes System aus Kanälen, ehemaligem Flusssystemen und (aufgestauten) Seen mit mehreren Schleusensystem dazwischen (Details z.B. auf Wikipedia). Irgendwie schwer vorstellbar, von daher widmete sich unser erster Stopp dieser Mittelamerikareise dem Panamakanal.

Schon aus dem Flugzeug fällt der Panamakanal auf. Und gar nicht mal unbedingt als Kanal, sondern in Form einer gewaltigen Ansammlung riesiger Frachtschiffe, die vor der Küste auf die Durchfahrt warten. Was uns nach der Ankunft in Panama und der Fahrt vom Tocumen International Airport Richtung Kanal aber zunächst ins Auge stach, war die Skyline von Panama City. Etwas vergleichbares hatten wir in Mittelamerika bisher nicht gesehen. Es war, als hätte jemand einen Teil von New York genommen und dorthin verpflanzt. Irgendwie schräg und unwirklich. Dabei wirken die Hochhäuser überwiegend recht neu und die Architekten haben sich auch viele Freiraum im Design gelassen.



Kurz nachdem Panama City passiert ist, führt die Autobahn mit der 1962 fertig gestellten Puente de las Americas über den Panamakanal. Kurz nach der Passage lädt ein Mirador zu einem Blick auf die gigantischen Verladestationen und den Eingang zum Kanal. Um am Kanal weiter entlang zu fahren geht es zurück über die Brücke, wodurch sich der Blick auf die wartenden Schiffe vor der Küste öffnet.
Nächste Station war das Besucherzentrum am Miraflores Schleusensystem. Das Eintrittsgeld ist mit üblicherweise 20 US Dollar völlig überhöht. Da aber coronabedingt ein großer Teil des Museums immer noch geschlossen war, kostete es uns nur die Hälfte. Von der Aussichtsplattform hat man einen tollen Blick auf das Schleusensystem. Es ist sehr eindrucksvoll zu sehen, wie die riesigen Frachtschiffe mit minimal Spielraum auf allen Seiten an Kabel stabilisiert durch das Schleusensystem durchgeführt werden. Also auch wenn der Einritt hoch ist, verpassen sollte man das nicht und einige Zeit auf der Aussichtsplattform einplanen, um dem Treiben zuzusehen.

Unsere Übernachtungsbasis hatten wir in Gamboa aufgeschlagen, einem kleinen verträumten Ort mitten im Dschungel. Urige Häuser im Kolonialstil säumen die Straßen – eines davon war unsere Unterkunft. Günstiger als die Gamboa Rainforest Reserve, das große Hotel im Ort, dem man auf jeden Fall auch einen Besuch widmen sollte. Die Lobby und der Blick auf den Regenwald von dort ist eindrucksvoll. Doch wir würden unsere günstigere Kolonialstil-Variante nicht missen wollen. Im Ort gibt es einen kleinen Laden, der von außen total mini wirkt, aber dann doch erstaunlich groß ist und alles bietet, was man von einem Supermarkt erwarten möchte. Der ganze Ort hat seine beste Zeit hinter sich, ist aber einen Spaziergang wert. Auch hier – wie entlang der ganzen Strecke – ist der Panamakanal allgegenwärtig. Ein Kran im Hintergrund, vorbeifahrende Containerschiffe, die parallel zum Kanal verlaufende Eisenbahnstrecke mit den langen Containerzügen und die Zäune, die einen Zugang zum Panamakanal außerhalb weniger Punkte unmöglich macht.


Von Gamboa aus gelangt man mit dem Auto in etwa eineinhalb Stunden zum Atlantikende des Kanals. Vor dem Besuch der hiesigen Stadt Colón wird gewarnt, aber wenn man wie wir mit dem Mietwagen unterwegs ist, kann man die Stadt einfach rechts liegen lassen. Besonders eindrucksvoll ist der Blick von der dortigen Puente Atlantico. Es gibt wenig Verkehr, so dass man die Überfahrt ganz langsam angehen kann. Es öffnet sich ein hervorragender Blick auf den Atlantikausgang und die Hafenanlagen bei Colón. Auf der anderen Seite kann man schnell wieder wenden und auf dem Rückweg einen Blick auf des Schleusensystem werfen. Auf dem weiteren Weg Richtung zum Aqua Clara Locks Visitor Center gibt es nach dem Übergang über die Schienen rechts die Möglichkeit zu halten. Dies ist einer der wenigen kostenfreien Ausblicke auf die vorbeiziehenden Schiffe und das Schleusensystem im Hintergrund. Doch Achtung! Nicht zu nah Richtung Kanal laufen, es gibt hier Krokodile. Eines der großen Tiere haben wir unmittelbar unter uns im Wasser vorbeischwimmen sehen. Vom Besucherzentrum können wir leider nicht viel berichten, außer dass er bereits um 15:00 Uhr schließt. Wir kamen etwas zu spät, weil wir zunächst nach Portobelo gefahren sind.

Portobelo – einst Handelszentrum, heute verschlafener „Touristenort“
Wer in diesen Teil der Welt fährt, sollte unbedingt Portobelo einen Besuch abstatten. Der von Kolumbus entdeckte Ort war über lange Zeit eine der blühenden Handelszentren Mittelamerikas. Hier wurde Gold und andere Kostbarkeiten umgeschlagen, Waren aus der alten in die neue Welt gebracht und weiter ins Landesinnere und auf die Pazifikseite transportiert. Zum Schutz der Stadt legten die Spanier mehrere Festungen an, welche die Stadt und Bucht in der sie liegt schützten. Dies war auch dringend geboten, denn Portobelo war ein beliebtes Ziel für Piraten wie Francis Drake oder Henry Morgan. Letzterer schaffte es tatsächlich die Stadt zu erobern, indem er sich von Land aus der Stadt näherte.

Heute bieten die Ruinen der Fuerte Santiago vor dem Stadteingang einen traumhaften Blick auf die Bucht. In der Stadt selbst liegt die Fuerte San Jeronimo, die vom Meer her vermutlich uneinnehmbar war – was gegen Henry Morgen aber nicht half. Parken kann man problemlos auf dem Platz vor der Iglesia de San Felipe im Ort. Das ebenfalls aus spanischer Zeit stammende Museo de Aduana war wegen Renovierungsarbeiten bei unserem Besuch leider geschlossen. Ein kleiner Spaziergang durch den verschlafenen Ort, der von der Toursimusorganisation als „Touristenort“ bezeichnet wird, gibt einen Einblick in das Leben der Menschen in Panama. Vor dem Ort gibt es einige kleine Strände und an mehreren Stellen werden Bootstouren durch die Bucht und zu einem weißen Strand angeboten. Wer also etwas mehr Zeit mitbringt, sollte die Badesachen nicht vergessen.

Auf dem Heimweg zu unserer Unterkunft in Gamboa hatten wir unsere erste Begegnung mit einem Faultier, allerdings eine sehr ungewöhnliche: das dumme Ding kroch im Faultiertempo über die Autobahn! Zum Glück war wenig los, alle Autos wichen aus und eine von anderen Autofahrern gerufene Polizistin machte sich auf den Weg, den Nachfahren von Sid zu retten.
Wieder ein aufschlussreiche Bericht.
Einfach wunderbar eure Reiseberichte. So anschaulich und beeindruckend geschrieben. Ich fühle mich mitgenommen auf die Reise. Einfach super!! Weiter so! Ich bin dabei!!! LG Ulrike