Bester Ausgangspunkt zur Erkundung des Corcovado Nationalpark ist Drake Bay. Der Ort ist – wie die ganze Osa Halbinsel – nicht leicht zu erreichen. Der gängigste Weg für Touristen ist der Transfer ab Sierpe mit dem Boot. Wir entschieden uns jedoch dazu direkt mit dem Auto zu fahren – nicht umsonst hatten wir einen Allrad. Auch hierfür gibt es zwei Routen. Von der direkten Route ab Sierpe wurde uns abgeraten, denn die kann unter Umständen wirklich abenteuerlich sein. „Da solltet ihr eine Kettensäge dabei haben, denn es kann schon sein, dass der letzte Regen einen Baum umgerissen hat“, war eine Aussage. Länger, aber zuverlässiger ist der Weg über Rincon. Auch hier erwarten uns 25 Kilometer Schotterpiste, aber immerhin keine Flussüberquerung.

Eigentlich wollten wir auf jeden Fall im Hellen ankommen, aber das Schicksal hatte noch etwas anderes mit uns vor. Als wir von unserem Ausflug zum Nauyaka Wasserfall aufbrechen wollten, hatten wir einen Platten. Der Parkwächter war so nett uns beim Reifenwechsel zu helfen. So schnell wie er das Rad gewechselt hatte, beschlich uns das Gefühl, dass er so etwas häufiger praktizierte. Allerdings hatte auch der Ersatzreifen nicht ausreichend Luft. Zudem war er einen Tick kleiner als die anderen Reifen. Mit unterschiedlich großen Reifen wollten wir uns auf jeden Fall nicht auf die lange Schotterpisten-Tour machen. Zumal wir nicht einschätzen konnten, in welchem Zustand sich die Straße nach Drake Bay befand. Also fuhren wir zur nächsten Tankstelle und hatten Glück im Unglück. Einer der Mitarbeiter dort entdeckte den Nagel, der das Ganze verursacht hatte und half uns den beschädigten Reifen zu reparieren. So konnten wir wieder weiterfahren, hatten aber knapp eineinhalb Stunden verloren.

Als wir auf der Piste nach Drake Bay waren, waren wir sehr froh, mit den vier Originalreifen unterwegs zu sein. Besonders gegen Ende war die Piste ziemlich ausgewaschen, steil und holprig, aber mit einem Allrad gut zu bewältigen. Wir kamen gerade noch so mit der Dämmerung durch, aber mit Erreichen von Drake Bay war es dunkel. Im Dunkeln wirkte der Ort erst einmal etwas gruselig und düster auf uns. Die Schilder waren schwer zu erkennen und eine Orientierung damit schwierig, aber wieder wurde uns geholfen. Schließlich kamen wir spät an unserer Unterkunft an, die als „Mirador“ ausgeschildert war, bei der Buchung aber „Lookout“ hieß. Dies kann hier durchaus passieren, dass man bei der Online Buchung die englische Bezeichnung angezeigt bekommt, vor Ort aber dann das spanische Original ausgeschildert ist.

Am nächsten Tag ging es ganz früh los. Um sechs Uhr morgens trafen wir unseren Guide und die übrige Gruppe am Strand von Drake Bay und dann ging es mit dem Boot entlang der Küste zur La Sirena Ranger Station im Corcovado Nationalpark. Bereits auf dem Weg dorthin hatten wir Glück: Wir passierten eine Walmutter mit ihrem Kind. Das Boot stoppte eine Weile, so dass wir die in Ruhe beobachten konnten. An Land wurden uns erst einmal von einem Park Ranger die Parkregeln erläutert und unsere Rucksäcke kontrolliert. Zum Schutz der Tiere ist es verboten Essen oder Plastik in den Rücksäcken mitführen. Zusammen mit unserem Führer Jose ging es dann auf teilweise engen Pfaden durch den Nationalpark. Das Schöne an dieser Tour war, dass es hier viel weniger Touristen gibt, als in den anderen Nationalparks, die wir bis dato besucht haben. Die lange und umständliche Anreise filtert die großen Massen heraus.

Und so hatten wir neben den verschiedenen Affenarten, an die wir uns schon fast gewöhnt hatten, auch einige ganz besondere Tiersichtungen: Gleich zwei Tapire kreuzten unseren Weg. Die Tiere ließen sich von uns Menschen gar nicht irritieren und liefen und ästen gemütlich in ihrem Tempo weiter. Ein weiteres Highlight war ein Ameisenbär. Es war keiner der großen, wie sie in Südamerika vorkommen, sondern ein kleiner, der mit rasantem Tempo den Baum hochkletterte, als wir auftauchten. Wir wateten bei unserem Erkundungsgang auch durch zwei Flüsse. An einem davon lag ein Krokodil, das wir au der Ferne beobachten konnten. Die Krokodile hier sind für Menschen übrigens harmlos, und werden nur dann aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen. Auch zwei Schlangenbegegnungen hatten wir. Eine harmlose grüne Schlange, die gerade dabei war einen Frosch zu verspeisen. Und eine Viper, die wir ohne unseren Guide nicht gesehen hätte und die nicht weit von Mika unter einem Baum ruhte. Hätte er einen Schritt zur Seite gemacht, hätte es übel ausgehen können. Es war ein rundum lohnenswerter Besuch, der mit einem gemeinsamen Essen abgeschlossen wurde. Der Tag wurde durch die Sichtung der wunderschönen Aras von der Terrasse unserer Unterkunft aus, abgeschlossen.

Am folgenden Tag ging es nicht ganz so früh los. Um halb acht war Treffpunkt am Strand, für eine Schnorcheltour vor der Isla del Cano, die auch zum Nationalpark gehört. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg konnten wir erneut mehrere Wale beobachten. Sowohl Weibchen mit ihren Kindern, als auch Männchen. Die Weibchen gebären hier ihre Jungen und säugen sie in den warmen Gewässern, bis sie genug Speck angesammelt haben. Erst dann können sie mit ihren Müttern in die kalten Gewässer aufbrechen, wo die Krillvorkommen liegen, an denen sich die Buckelwale sattfressen. Die Weibchen essen während dieser ganzen Zeit nichts, sondern zehren von dem Speck, den sie sich in den kalten Gefilden zuvor angefressen haben. Es waren erhabene Anblicke und Begegnungen.

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Auch beim Schnorcheln selbst wurden wir belohnt: wir konnten mehrere Schildkröten beobachten. Darunter sowohl Meeresschildkröten, die gar nicht scheu waren und sich gut beobachten ließen, als auch andere, die jedoch jeweils sehr schnell verschwanden, als sie uns bemerkten. Daneben sahen wir Riffhaie, einen Oktopus und jede Menge bunte Fische. Das Korallenriff selbst ist wenig spektakulär, das es nicht so farbenprächtig ist, wie beispielsweise beim Great Barrier Reef in Australien oder die Riffe in der Karibik. Aber die Tierwelt war sehr beeindruckend. Zum Ausklang hielten wir für einen Badestopp noch an einem Traumstrand und kehrten später wieder zum gemeinsamen Mittagsessen ein, was wieder in der Tour inkludiert war.

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Die Osa Halbinsel birgt neben der imposanten Tierwelt und den schönen Stränden aber auch einen anderen, wenig bekannten kulturellen Schatz. Insgesamt ist Costa Rica eher arm an kulturellen Sehenswürdigkeiten, vor allem wenn man es mit Guatemala, Honduras oder Mexiko vergleicht. Das Finca 6 Museum beherbergt die kulturellen Überreste einer Kultur, die zwischen 800 und 1500 nach Christus ihren Höhepunkt hatte. Diese stellten die so genannten Sphären her, perfekt runde Steine mit einem Durchmesser von bis zu 2,60 Meter. Die Bedeutung ist bis heute nicht ganz geklärt, man vermutet spirituelle Hintergründe, Begräbnismarkierungen oder Prestige-Zeichen. Auch wenn es nicht so herausragend ist, wie beispielsweise die Pyramiden der Maya – einen kurzen Besuch ist die UNESCO Weltkulturerbe-Stätte allemal wert, zumal sie auf dem Weg nach oder von Drake Bay liegt.

Corcovado Nationalpark – Unsere besten Tierbegegnungen

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2 Gedanken zu „Corcovado Nationalpark – Unsere besten Tierbegegnungen

  1. Ein echter Abenteuer- und Erlebnisurlaub. Toll mit den Kindern so etwas zu erleben! Etwas, dass Euch immer miteinander verbindet und wohl viele Familientreffen begleitet.

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